Sonntag, 27. Dezember 2015

Gummibärchen

Ich muss mich als erstes mal entschuldigen: Irgendwie geht es in meinen kleinen Alltagsanekdoten oft um die Kinder und deren Erziehung, bzw. den Versuch der Erziehung.

Niemand soll sich hier ausgegrenzt fühlen weil er keine Kinder hat, oder meinen, ich hätte kein eigenes Leben über das ich mich auslassen könnte. Es wäre aber wohl ziemlich irreführend, davon zu schreiben, wie ich im Einkaufswagen sitze und an der Kasse im Supermarkt mit einer Lautstärke nahe an der akustisch wahrnehmbaren Hörgrenze "Gummibärchen!!!!!" schreie. Wenig glaubhaft. 

Sitzt der Spross im Einkaufswagen und brüllt sein Verlangen aus dem süßen, knuffigem Körper, gehen die Gedanken der umstehenden Menschen meist in zwei verschiedene Richtungen. Die einen haben Mitleid mit mir. Wahrscheinlich sind ihnen solche Situationen nicht fremd und sie sind nur froh, dass sie selber ihren Einkaufsberater zu Hause gelassen haben. 
Die anderen zweifeln wahrscheinlich an meinen Erziehungsmethoden und schütteln nur missbilligend die Köpfe. Leider hat sich noch niemand von den Kopfschüttlern dazu herabgelassen, mir einen guten Tipp gegen das Geschrei zu geben, denn endlich hätte ich dann einen Blitzableiter für das angestaute "Sei STILL" in meinem Kopf. 

Und dann gibt es da noch die Kassiererinnen, welche die unerwähnte dritte Gruppe bilden. Es gibt die Netten und die Anderen. Die Anderen schauen das Kind missbilligend an, spitzen die Lippen und fixieren den Ruhestörer mit den Augen, um dann dem Kind zu sagen: "Das ist aber nicht lieb von dir!" oder "Was ist denn los? Du musst nicht so schreien." oder der aussagekräftigste Satz von allen (wenn man es denn als Satz bezeichnen kann), das schnöde "Nanana! Was ist denn los?" Fragen fordern eine Antwort, sie nötigen den Buben, wieder über den Grund des Brüllens nachzudenken, außerdem kennt er die ihn ansprechende Person nicht, was zu noch mehr Trotz und erst recht  mehr "Gummibääääääärchen!!!" führt. 

Heute, nachdem ich den Jüngsten mit zum Einkauf genommen habe, unplanmäßig natürlich, entschloss ich mich für den offenen Angriff an der Kasse. Lässig beugte ich mich über das Band und sagte: "Den hab ich hinten im Gang gefunden, kann ich den irgendwo abgeben?" Die Verkäuferin ganz trocken: "Nee, den will ich auch nicht, der ist zu laut." 

Irgendwie bringt man jeden Einkauf zu Ende. Fluchtartig wird das Kampfgebiet verlassen, das immer noch brüllende Kind im Auto im Kindersitz fixiert, Einkauf ins Auto geschleudert und davon gedüst - mit dem Vorsatz, beim nächsten Mal endlich die Kasse ohne die blöden Gummibärchen oder Überraschungseier zu erwischen.

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